alte fliesen streichen

Fast jeder kennt die Fliesen in Bad oder Küche, die in den 60er- oder 70er-Jahren voll im Trend lagen, aber heute nur noch schaurig wirken – Retro-Vorlieben hin- oder her. Was aber, wenn wir solche Fliesen im eigenen Haus oder in der Wohnung haben, nur kein Budget für eine große Badezimmerrenovierung vorhanden ist? Dann könnte ein Anstrich der Fliesen mit einem speziellen Lack eine interessante Lösung sein.

Fliesen 60iger Jahre

Fliesen aus den 60er-Jahren sind heute alles andere als schön. Dabei ist nicht einmal das kleine Format der früheren Fliesen das entscheidende Problem. Als unangenehm empfinden wir meistens die altmodischen Farben wie Beige, Violett oder Gelbgrün, die sich noch dazu schlecht mit anderen Möbelstücken oder Textilien im Bad kombinieren lassen. Dann gibt es für Heimwerker die Möglichkeit, die Fliesen mit einem speziellen Fliesenlack zu überstreichen. Sofern die Fliesen in einem guten Zustand sind, noch fest an der Wand kleben und keine porösen Stellen, Risse oder abgebrochenen Ecken aufweisen, klappt das Überstreichen zuverlässig.

Der Lack ist ab – und jetzt?

In aller Regel müssen die alten Fliesen zuerst gereinigt, grundiert und danach mit einem Farblack versehen werden. Die Grundierung sorgt als Haftvermittler dafür, dass der eigentliche Lack später gut an der Fliese haften bleibt. Beim Kauf sollten Sie in jedem Fall auf ein Produkt mit Epoxidharz achten, dass sowohl Lack als auch Härter enthält. Diese Produkte haben eine hohe Lebensdauer und sorgen für einen strahlend schönen Anstrich.

Je nach persönlichem Geschmack ist der Farblack für die Fliese in vielen verschiedenen Tönen erhältlich. Und wenn doch nicht das Passende dabei ist: Am besten sich eine Farbpalette ansehen und im Fachhandel anmischen lassen.

Fliesen mit Lack streichen – Vor- und Nachteile auf einen Blick

Es steht außer Frage, dass das Streichen alter Fliesen nur die zweitbeste Alternative ist. Denn auf diese Weise wird die alte Fliese zwar aufgehübscht und die Retrofarbe verschwindet endlich. Doch sie steht in keinem Vergleich zu neuen Fliesen. Die Vor- und Nachteile im Schnellüberblick:

Vorteile

  • Ansprechende temporäre Lösung mit geringem Zeitaufwand
  • Vergleichsweise günstig
  • Einfache Umsetzung, die auch von Laien durchgeführt werden kann
  • Risse oder poröse Stellen werden verdeckt

Nachteile

  • Fliesenlack ist immer nur eine temporäre Lösung für einige Jahre
  • Optik unterscheidet sich von industriell gefertigten Fliesen
  • Fugenbild bleibt nicht erhalten und muss gegebenenfalls nachgearbeitet werden

Fliesen streichen: Eine Anleitung in sechs Schritten

Im Prinzip ist das Streichen der Fliesen keine schwierige Angelegenheit, die auch Anfänger gut meistern können – sofern man auf ein paar Dinge achtet. Eine gute Vorbereitung des Untergrunds gehört dazu, um später ein gelungenes Ergebnis zu erhalten.

Die Vorbereitung

  • Bevor Sie mit der Arbeit beginnen, sorgen Sie dafür, dass der Raum gründlich vorbereitet ist. Zunächst sollten alle beweglichen Möbel aus dem Raum entfernt und Böden abgedeckt werden. Ist genügend Licht im Raum vorhanden? Ansonsten stellen Sie sicher, dass Sie eine Baulampe zur Hand haben, die den Raum gut ausleuchtet.
  • In einem ersten Schritt sollten die Fliesen einer gründlichen Kontrolle unterzogen werden. Das gilt vor allem für die Fugen und mögliche Silikonränder. Sofern in den Fugen kleine Löcher oder Risse zu sehen sind, sollten Sie diese mit einem Fugenspachtel oder Fugenweiß vorsichtig ausbessern. Sollte eine ganze Fliese beschädigt sein, lässt sich vorsichtig die komplette Fliese entfernen und das Loch mit Spachtel auffüllen.
  • Silikon, das von Schimmelsporen befallen ist oder Risse zeigt, sollte man ebenfalls komplett entfernen. Dazu eignet sich ein scharfes Cuttermesser, mit dem man entlang der Silikonnaht schneidet.
  • Bevor man mit dem Streichen der Fliesen beginnt, sollten Sie die Fliesen und Fugen gründlich reinigen. Damit der Lack später gut hält, darf sich auf den Fliesen kein Staub, kein Schmutz und kein Fett befinden. Zum Saubermachen eignet sich Essigreiniger oder im Handel erhältliche spezielle Fliesenreiniger. Aber Achtung: Die Produkte sind aufgrund der chemischen Zusammensetzung manchmal aggressiv für Haut und Schleimhäute. Am besten bei diesem Vorgang Plastikhandschuhe tragen. Befindet sich auf den Fliesen noch irgendwo Kleber von früheren Handtuch- oder Zahnbürstenhaltern? Auch die sollten komplett entfernt werden, da sie ansonsten später durch den Lack als Unebenheit zu sehen sind.
  • Beim Kauf des Fliesenlacks achten Sie auf Hinweise, ob die Fliesen zuvor angeschliffen werden müssen. In diesem Fall im Baumarkt Schmirgelpapier (240er-Körnung) kaufen und die Fliesen leicht anschleifen. Wer einen Schwingschleifer zu Hause hat, kann auch damit die Fliesen behandeln.
  • Ecken und Kanten sollten Sie abkleben, um einen sauberen Abschluss an den Kanten zu bilden. Eine Plastikfolie schützt den Boden und die Armaturen vor dem Fliesenlack.

Die Grundierung

  • Die Grundierung sollte laut Gebrauchsanweisung zunächst gut mit einem Stab oder Pinsel verrührt werden, sodass alle darin enthaltenen Bestandteile gut verteilt sind.
  • Nun die Grundierung mit einer feinen Schaumstoffrolle zügig und großzügig auf dem komplett trockenen Untergrund auftragen.
  • Nun heißt es abwarten und die Grundierung trocknen lassen. Das dauert in der Regel 24 Stunden, die es zu beachten gilt. Denn auf dem getrockneten Untergrund hält der Lack später umso besser.

Die erste Lackierung

  • Auch der eigentliche Lack sollte gründlich verrührt werden, sodass die Farbe später im Endergebnis gleichmäßig aussieht.
  • Tragen Sie nun die erste Lackschicht sorgfältig mit einer geschlossenporigen und harten Schaumstoffrolle gleichmäßig auf und arbeiten sich von einer Seite zur nächsten. Da der Lack schon nach sechs Stunden nicht mehr verarbeitet werden kann, sollten Sie nicht zu lange Pausen machen und relativ zügig durcharbeiten.
  • Die erste Lackschicht für mindestens 12 Stunden trocknen lassen. Je nach Produkt und Winter- oder Sommersaison kann diese Phase auch bis zu einem Tag dauern.

Tipp: Achten Sie immer auf die komplette Aushärtung der Lackschichten zwischen den Anstrichen. Ist eine Schicht nicht durchgehärtet, kann sie beim nächsten Anstrich an der Rolle kleben bleiben und für ein ungleichmäßiges Ergebnis sorgen!

Die zweite Lackierung

Wir empfehlen in jedem Fall einen doppelten Anstrich der Fliesen. Gerade bei dunklen Fliesen scheint die Farbe stärker durch, sodass sogar noch mehr Anstriche nötig sein können.


Tipp: Wer ein Farbenspiel ins Bad bringen will, kann nach dem letzten Anstrich einige Fliesen in einem anderen Farbton lackieren. Dazu die gewünschten Fliesen vor dem Anstrich genau abkleben und in der zweiten Farbe anstreichen.

Die Deckschicht

Der letzte Anstrich besteht aus einer transparenten Deckschicht. Der Lack, der entweder seidenmatt oder glänzend sein kann, sorgt für eine Brillanz der Fliesen und schützt den Lack vor Beschädigungen. Ist die letzte Schicht aufgetragen, muss der Lack komplett aushärten. Das kann bis zu drei Tage dauern.

Der Feinschliff

Ist der Anstrich nach wenigen Tagen komplett ausgehärtet, können Armaturen wieder angeschraubt und Möbel ins Bad gestellt werden. Aufgrund des gleichmäßigen Anstrichs der Fliesen ist das zuvor gegebene Fugenbild verschwunden. Das lässt sich aber wieder nachbilden, in dem man die Fugen mit einem sogenannten Fugenband beklebt. Achten Sie auch auf Ecken und Stöße, die zuvor einen Silikonschutz hatten. Der muss entsprechend erneuert werden.

Tipp für Mieter: Sofern Sie eine Wohnung oder ein Haus mieten, dürfen Sie nicht ohne Absprache mit dem Vermieter Fliesen überstreichen. In aller Regel müssen Sie die Räume in dem zuvor angemieteten Zustand wieder zurückgeben. Insofern unbedingt mit dem Eigentümer Ihre Pläne besprechen.

Zubehör

  • Essig-/Seifenreiniger
  • Plastikhandschuhe und alte Kleidung
  • Plastikfolie zum Abdecken von Böden, Spiegeln oder Armaturen
  • Fliesenreiniger
  • Cuttermesser
  • Grundierung
  • Fliesenlack in der gewünschten Farbe
  • Transparenter Decklack
  • Feine Schaumstoffrollen
  • Pinsel
  • Streichwanne
  • Klebeband
  • Spritzsilikon
  • Schleifpapier
  • Fugenband